Ein weiteres Retreat liegt hinter mir. Ich habe das Fortgeschrittenenseminar gebucht, da es terminlich gut reinpasste, hatte aber etwas Bedenken, dass es zu hart werden könnte. Ich habe es gut gemeistert. Gestartet sind wir mit 31 Leuten aus Deutschland, Amerika, Norwegen, Frankreich… Am Ende waren wir nur noch 20. Entgegengesetzt zu Bangkok war ich hier die Älteste, habe aber gut mitgehalten 😅. Das Meditationscenter liegt auf einem Berg, wir hatten eine schöne Aussicht. Über den Gipfeln der Palmen konnten wir aufs Meer schauen, allerdings wegen häufigen täglichen und starken Regengüssen mit Gewittern auch nicht. Das Regencape war das wichtigste Kleidungsstück. Es war wirklich eine seeehr feuchte Woche, bestes Wetter zum meditieren.
Hier werden wir bereits um 4.30 Uhr vom Gong in der Meditationshalle geweckt. Um 5 Uhr beginnt die erste Sitzung. Vorher müssen wir die 145 Stufen zur Halle emporstapfen und das insgesamt 4 mal am Tag, aber ich bin ja trainiert. Morgens schließt sich noch eine Yogasession an, anspruchsvoll!!! 😉 Geh- und Sitzmeditationen wechseln sich ab über den ganzen Tag. Um 9 Uhr geht es ins Bettchen in unserem Frauenschlafsaal, wo jeder seine Kabine hat ( Bett mit Moskitonetz und eine Stange mit Bügeln). Also nicht so komfortabel wie in Bangkok, wo jeder seine eigene Hütte hatte. Trotz allem habe ich wieder super geschlafen. Es war auch mucksmäuschenstill, da wieder schweigen angesagt war. Eine Woche ohne sprechen, Handy/Internet, Bücher, Spiegel, einfach keine Ablenkung. Jeder ist eine Woche mit sich selbst und kann sich nicht ausweichen. Einige halten es nicht aus und reisen ab.
Ich hatte am 3. Tag wieder meinen schwierigsten Tag, aber dann gehts aufwärts. Die Nonne Ben begleitet uns durch den Vormittag. Bei ihr geht mir das Herz auf. Den englischen Mönch am Nachmittag, der uns etwas über den Buddhismus erzählt, verstehe ich gar nicht und entscheide mich, ihn teilweise zu schwänzen. Am liebsten mochte ich die Morgen- und Abendsitzungen, wo wir in der offenen überdachten Meditationshalle im Dunklen ( nur eine Kerze) meditieren und die Geräusche der Tiere des Waldes uns umgeben.
Unsere Nonne erklärt uns, dass über 90% der Krankheiten durch Stress wegen der Arbeit, Familie, Geld und die inneren Kämpfe, die wir mit unseren „Affen“ führen ( unsere Gedanken um uns und andere) entstehen. Durch tägliches praktizieren von Meditation finden wir in unsere Ruhe und Mitte zurück und können uns dadurch gesund erhalten. Dies leuchtet mir nochmal mehr ein ( auch nach meiner über 20 jährigen täglichen Meditationserfahrung)
Wenn man zur Ruhe kommt, bemerkt man erstmal, was wirklich in unserem Kopf abgeht. Die Gedanken jagen von einem Thema zum nächsten, von einer Person zur anderen und überprüfen und kritisieren uns ständig selbst, ob wir nicht noch etwas anders oder besser machen könnten. Und das meiste läuft so schnell ab, dass wir uns dessen gar nicht bewusst sind. Den Fokus nur auf den Atem zu halten, ist die große Übung, der wir uns beim Vipassana immer wieder stellen dürfen. Ich bin einmal mehr begeistert, dass wir es selbst in der Hand haben, mit so einfachen Mitteln so viel für unsere Gesundheit tun zu können. Allerdings ist Ausdauer angesagt. Für mich schon lange zum Bedürfnis geworden. Natürlich sind gesunde Ernährung und Bewegung auch wichtig, aber wenn ich mich gut um meine innere Mitte und Ruhe kümmere, wird mir auch das andere selbstverständlich.
Alles in allem war es wieder eine sehr intensive und für mich kostbare Woche, wo ich meinem Körper, Geist und Seele viel Gutes getan habe. Wieder einmal bin ich sehr dankbar. 🧘🙏🏻