Unser Meditationsanleiter im Ressort ist gleichzeitig Priester. Hier haben viele Menschen zwei Jobs, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein Priester darf für seine Arbeit kein Geld verlangen und daher gehen sie hier oft leer aus. Und so steht unser Manko nicht nur für seine Gemeinde auf, sondern leitet bei uns die Meditationen, streicht aber auch Wände, repariert Dinge oder steht mit bei der Essensausgabe am Büfett. Und immer offen für unsere Fragen. Gestern hat er uns erzählt, wie es dazu kam, dass er Priester wurde. Vor ca 20 Jahren hatte er ein Studium in Elektrotechnik in Denpasar begonnen. In den nächsten Jahren hatte er insgesamt 4 schwere Unfälle und die Familie konnte sich nicht erklären warum. So gingen sie zu einem HohePriester, der aus den Palmblättern die Zukunft lesen kann. Dieser sagte ihm dann, dass er einen heiligen Körper hat und es für ihn vorgesehen ist, Priester zu werden. Wenn er dem nicht nachkommt, wird er beim nächsten Unfall sterben. Manko wollte davon nichts hören und entging durch einen glücklichen Zufall einem Bombenanschlag in einem Restaurant, wo er eigentlich hingehen wollte. Nun war er bereit und legte sein Priesterstudium mit besten Ergebnissen ab. Krasse Geschichte.
Manko lud uns ein, bei einer Beerdigungszeremonie dabei zu sein. Da sage ich natürlich nicht nein. Ich hoffte nur, dass solange wie ich noch hier bin, so eine Zeremonie stattfinden würde. Hier gibt es sehr oft Beerdigungen und die Leute nutzen es gern zum fröhlichen Beisammensein, denn für sie ist der Tod nichts Schlimmes, da die Seele in den Himmel kommt. Die ganze Familie und das Dorf sind dabei. Die Zeremonie geht manchmal über Tage. Wenn nicht genügend Geld vorhanden ist, kann es schon mal sein, dass der Verstorbene erstmal in der Erde vergraben wird und wenn das Geld beisammen ist, wieder ausgegraben wird, um dann die Zeremonie durchzuführen.
Dieses Mal geht es um einen 51-jährigen Priester, der wegen seiner Geldnöte an Depressionen litt und sich am 5.1. (meinem Geburtstag) mit einem Insektengift das Leben nahm. Vier Tage später (heute) war die Kremierung. Der Tote wurde gestern zu Hause von der Familie gewaschen und schön zurecht gemacht, alle Gesichtseingänge mit Blumen oder kleinen Spiegeln (auf den Augen) verschlossen.
Heute wurde er unter großem Aufgebot zum Friedhof getragen. Die Menschen machen sich hierfür hübsch. Jeder muss einen Sarong mit einer Schleife tragen (wir auch) ,die Männer einen Kopfschmuck. Der Gamelan spielt passende Musik, die Menschen sind überwiegend fröhlich. Hier darf keine Träne mehr vergossen werden, damit die Seele in den Himmel gehen kann. Man sollte den Toten nicht festhalten.
Der Sarg wird von vielen Männern getragen. Oben drauf sitzt der jüngste Sohn mit seinem Wedel. Nachdem der Sarg abgesetzt wird, werden viele rituelle Beigaben von den Leuten hineingelegt (u.a. auch Geld, damit er es im nächsten Leben besser hat.) und mit heiligem Wasser besprüht. Danach erfolgt die Verbrennung, wobei alle Leute zuschauen. Das dauert 2-3 Stunden. Die Überreste werden dann zermahlen und in eine gelbe Kokosnuss gegeben, die dann dem Meer übergeben wird.
Ich bin sehr dankbar, das heute miterlebt zu haben und zu sehen, wie anders Beerdigungen auch durchgeführt werden können. Besonders beeindruckend finde ich, dass der Tod hier kein Tabuthema ist, damit sehr offen umgegangen wird und Kind und Kegel dabei sind. Auch ich glaube, dass wir zwar den Körper hier auf Erden lassen, doch die Seele unsterblich ist und es uns ohne Körper und seine Leiden viel besser gehen wird. Buddhismus und Hinduismus gefallen mir sehr gut, weil sie ebenfalls diesen Grundgedanken verfolgen. Und so denke ich, dass wir keine Angst vor dem Tod haben müssen, uns eher darüber Gedanken machen sollten, wie wir in diesem Leben noch Gutes tun können, um in Frieden in die andere Welt gehen zu können.